Thomas Lehn (1956 – 2021), IAD-Gründungs- und Vorstandsmitglied, über 50 Jahre Dialysepatient, beschrieb die Gründe und Vorteile seiner Mitgliedschaft so:
„Man kann als Patient nur den besten Erfolg für seine Shuntoperation verzeichnen, wenn man ein brauchbares Gefäßsubstrat hat und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachrichtungen wie Shuntchirurgie, Nephrologie, Radiologie und Pflegepersonal stimmt. Für mich als Patient ist es wichtig, dass die Ärzte unter sich und mit mir, dem mündigen Dialysepatienten, auf Augenhöhe reden.“
Das war ein Grund für die Gründung der IAD (Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Dialysezugang e.V.) im Jahr 2012, dass in Deutschland den Dialysepatienten die erforderliche medizinische Power aller Disziplinen der Shuntchirurgie dauerhaft zur Verfügung steht. Wir Patienten haben die notwendigen Beweggründe für eine gute Shuntversorgung in Deutschland.
Ein schlecht laufender Dialyseshunt bedeutet: keine effektive Dialyse, ungünstige Blutwerte, schlechter Allgemeinzustand und daraus resultierend: miserable Lebensqualität und eine Menge Gesundheitseinbußen und langfristig schlechte Prognosen.
Daher ist der Dialysepatient mit seinem Gefäßzugang für die IAD der Hauptakteur, um dessen Gesundheit und Wohlergehen es geht. Die fachliche Aufklärung, Vorbereitung, Anlage und Pflege des Dialysezuganges steht als Leitbild für die IAD. Über 90.000 Dialysepatienten haben in Deutschland einen Dialysezugang. Man rechnet damit, dass die Anzahl der Dialysepatienten weiter ansteigt.
Die Verweildauer im Krankenhaus ist bei den Patienten im chronischen Dialyseprogramm, deren Shunt immer wieder revidiert werden muss, am längsten.
Thomas Lehn: „Diese Krankenhausaufenthalte kosten den Dialysepatienten Kraft und Zeit und den Krankenkassen viel Geld. Das könnte zum Teil vermieden werden, wenn alle Beteiligten interdisziplinär gewissenhaft zusammenarbeiten würden, damit schon im Vorfeld bestimmte Probleme am Gefäßzugang festgestellt werden können.
Darum bin ich Mitglied in der IAD e.V., damit ich meine Meinung, meine Eigenverantwortung als Patient in die interdisziplinäre Zusammenarbeit einbringen kann. Dass gute Shuntchirurgen nachrücken, muss auch in der Zukunft gewährleistet sein. Der aufgeklärte Dialysepatient ist der Hauptakteur, der auch zukünftig interdisziplinär versorgt sein will. Die IAD ist dafür gegründet worden!
Der Gefäßzugang stellt die „Lebensader“ unserer Dialysepatienten dar. Durch den medizinischen Fortschritt und durch moderne Blutreinigungsverfahren können wir Lebensqualität und Lebenserwartung unserer Patienten entscheidend verbessern. Das hat zur Folge, dass Dialysepatienten und die uns zur Verfügung stehenden Gefäße für den Dialyseshunt immer älter werden. Bei der Anlage und dem langfristigen Erhalt des Gefäßzugangs stellt uns das zunehmend vor großen Herausforderungen. Diese komplexe Aufgabe können wir Nephrologen nur interdisziplinär mit den beteiligten Fachdisziplinen (Gefäßchirurgie, interventionelle Radiologie) und natürlich der Dialysefachpflege gemeinsam mit den Betroffenen lösen. Die Zeiten, in denen Dialysezugangsprobleme allein von Chirurgen oder Radiologen bearbeitet wurden, sollten der Vergangenheit angehören. Das spiegelt sich in den letzten Jahren auch in nationalen und internationalen Leitlinien wider, die immer zusammen mit allen beteiligten Fachgesellschaften erstellt und überarbeitet werden.
In der IAD sind nicht nur alle Berufsgruppen zum Dialyseshunt sondern auch Betroffene selbst vereinigt, was diese Arbeitsgemeinschaft einzigartig in Deutschland macht. Deshalb stellt für mich persönlich die IAD ein wichtiges Forum rund um den Gefäßzugang in der Dialyse dar. Auf den jährlich stattfindenden Treffen kann ich mich über neue Entwicklungen und Innovationen updaten sowie meinen Horizont auf diesem wichtigen Gebiet erweitern. Zudem stellt die IAD für mich eine hervorragende Plattform dar, um mich bei Gefäßzugangsproblemen mit Kollegen und Betroffenen auszutauschen.
Somit steht für mich die Abkürzung IAD auch für: Innovation – Aktivität – Dialog
Dr. Torsten Meyer
1. Vorsitzender der IAD
Seit 2014 bin ich in der Dialyse in der Asklepios Klinik Barmbek beschäftigt. Vom Hospitationstag an bin ich begeistert von meiner abwechslungsreichen Arbeit, von den PatientInnen mit chronischer oder akuter Nierenerkrankung und von den Möglichkeiten und Türen, die sich für mich geöffnet haben. Meine Handlungskompetenzen und meine Persönlichkeit haben sich enorm weiterentwickelt. Die Fachweiterbildung hat mich in die Welt der Nephrologie eingeführt. Mein ausgeprägter Ehrgeiz, etwas Neues zu lernen, ist und bleibt dabei ein sehr guter Wegbegleiter. Den ersten Kontakt mit der IAD hatte ich 2018, als ich eingeladen war, meine Facharbeit der FKN vorzutragen. Ich war überwältigt, vor 150 interessierten Menschen aller Berufsgruppen zu sprechen. Vor allem aber war ich begeistert von den vielen weiteren Präsentationen auf dieser Tagung. Dort ging es um die neue endovaskuläre Shuntanlage (Ellipsys®), wofür Dr. Mallois, Shuntchirurg aus Frankreich, angereist war, um seine Erfahrungen mit uns zu teilen. Ich habe gelernt, dass ein Permanentkatheter in die V. jug. int. rechts trotz zentralvenöser Stenose implantiert werden kann (Surfacer Inside-Out®). Am meisten jedoch blieb mir die Einführung in die ultraschallgesteuerte Shuntpunktion während eines Workshops für Anfänger in Erinnerung. Seit November 2018 punktiere ich nun ultraschallunterstützt. Auch vorher war ich eine sichere Punkteurin. Jedoch hat sich mein Blick auf „die Lebensader“ eines dialysepflichtigen Menschen von Grund auf geändert. Jeder Shunt wird klinisch untersucht durch Inspektion, Auskultation, Palpation und dem Elevationstest. „Schwierige Shunts“ auch apparativ mittels Ultraschalls. Durch das Punktieren immer kleinerer Gefäße, bis hin zu den endovaskulären Shunts (sehr zarte Gefäßwände, nicht sichtbar auf der Armoberfläche), die auch in meiner Klinik durch Dr. Shahverdyan angelegt werden, hat sich meine Augen-Hand-Koordination unter hohen Adrenalinausschüttungen ausgebildet. Fehlpunktionen sind kein Thema mehr und damit sind die Traumata für unsere PatientInnen deutlich geringer geworden. Ich bekomme sehr viel positives Feedback von meinen PatientInnen und selbst wenn es weh tut, vertrauen sie mir voll und ganz.
Das ist ein unbeschreibliches Gefühl für mich und dieses verdanke ich der IAD als Initiator.
Durch all die informativen Vorträge und fachlichen Diskussionen auf den Jahrestagungen von Shuntchirurgen, Radiologen, Nephrologen, PatientInnen und Pflegekräften wächst meine fachliche Expertise und mein persönlicher Handlungsspielraum wird ausgeweitet. Deshalb bin ich Mitglied im IAD geworden. Diese Voraussetzungen haben mir dann geholfen in den Vorstand aufgenommen zu werden, was eine große Ehre für mich ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Pflegekräfte sich für die IAD interessieren und Mitglied werden und ebenso ihre Handlungskompetenzen im Rahmen der Dialysezugänge ausbilden und in der Praxis anwenden. Am meisten profitieren wir selbst als Berufsgruppe davon. Wir tragen enorm viel Verantwortung für unsere PatientInnen und manchmal war ich selbst überrascht, wie wenig ich bis 2018 wusste. Das hat sich verändert und das möchte ich hier gern weitergeben. Persönliche Weiterentwicklung, Verständnis und Sinnhaftigkeit, Sicherheit und Vertrauen für unsere PatientInnen und eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit und Respekt zwischen allen Berufsgruppen. Dafür bin ich bereit meinen Beitrag zu leisten und Sie zu motivieren mit dabei zu sein. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Kathleen Rickert
1. stellvertretende Vorsitzende der IAD